Interview mit Ruedi Rüegg / Designalltag
von David Clavadetscher, Februar 2003
Ruedi Rüegg (*1936) studierte an der Schule für Gestaltung in Zürich. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Grafiker im Studio von Josef Müller-Brockmann. Nach 1963 war er für ein Jahr als Assistent von Paul Rand (Weston, USA) tätig; danach Designer bei der Nakamoto International Agency in Osaka, Japan. Zurück in Zürich war er von 1967–76 Partner und Mitinhaber der Werbeagentur MB & Co. Parallel dazu engagierte sich Rüegg auch intensiv in der Verbandspolitik (SWB, VSG und ASG). 1976 übernahm er für fünf Jahre die Präsidentschaft der AGI-Schweiz; 1996 hatte er für vier Jahre den Posten des International Secretary of AGI inne. Von 1977-88 arbeitete Rüegg in Bürogemeinschaft mit Max Baltis. 1983 gründete er die Design- und Werbeagentur ‘Büro Ruedi Rüegg AG’. Seit 1999 leitet er das Atelier ‘Designalltag Zürich’. Zu seinen bekannteren Arbeiten gehören die Signaletik des Flughafens Zürich Kloten, wie auch das ehemalige Erscheinungsbild der Schweizer Post. Rüegg gewann im Laufe seiner Karriere etliche Preise für Plakate und Bücher. Ausserdem nahm und nimmt er wiederholt Lehraufträge und Gast-lesungen an Schulen im In- und Ausland wahr.
 
Ruedi Rüegg, warum gestalten Sie?
Aus innerstem Bedürfnis! Ich bin in einer gestalteten Umgebung aufgewachsen – Eltern, Lehrer, Kollegen. Da habe ich keine andere Argumentation. Dazu kommt, dass ich gerne Ordnung habe. Und Ordnung und Gestaltung liegen für mich sehr nahe beinander. Natürlich gibt es auch chaotische Gestaltung. Die kann sehr schön sein, doch oft schwer lesbar!
Woher bekommen Sie gestalterische Bestätigung? Oder brauchen Sie das gar nicht?
Natürlich hatte ich Freude, als Müller-Brockmann meine Studentenarbeiten gerade vom Tisch weg in der ‘Neuen Grafik’ publizierte. Ich glaube, Anerkennung brauchen alle. Das tut gut. Ich habe auch Freude, wenn mir Herr Felder von Unique sagt: "Gut gemacht!". Ausserdem erachte ich es auch als Geste des Anstandes. Wenn jemand etwas gemacht hat, dann soll man dem Macher anerkennend Danke sagen.
Bekommen Sie Rückmeldungen vom Publikum?
Über die Jahre hinweg haben wir immer wieder Preise gewonnen. Obwohl unsere Signaletikarbeit nicht so preisanfällig ist wie Plakate.
Dann durch die Kunden. Wenn man beispielsweise – wie wir – während fast dreissig Jahren für den Flughafen arbeiten kann, ist das auch eine Anerkennung.
Welche Fähigkeiten erachten Sie für einen Gestaltenden am wichtigsten?
Grundsätzlich ist die visuelle Kreativität und Beweglichkeit das Wichtigste. Dann auch die Neugierde: "Könnte man es nicht noch anders machen?". Was ich gleich danach am wichtigsten erachte, ist das Unternehmertum der Person. Selbständigkeit. Eine Arbeit begleiten zu können. Bei uns macht der Anteil der Gestaltung an einem Auftrag nur ein Viertel aus. Wir müssen auch am Rest Interesse haben; Produktion und Technik kennen. Selber Fehler und Arbeit sehen. Ausserdem ist in unserem Fall Teamfähigkeit wichtig.
Haben Sie eine bestimmte Methode zu gestalten, d.h. gibt es in der Art Ihres Vorgehens irgendein erkennbares Muster, eine Struktur?
Das sind im Grunde genommen Ordnungsprinzipien – ein Geländer, welches verhindern soll, dass man vom Weg abkommt. Wir versuchen zuerst, zu erfahren, was der Kunde will. Dann sitzen wir in der Regel intern zu dritt zusammen und reden darüber – machen tut es dann nur einer. Dann wird das Ganze geplant, um den Boden der Realität zu spüren. Man muss die Kosten miteinbeziehen. Wir haben Tarife, oder der Kunde sagt, wie viel er dafür ausgeben will. Dann weiss ich, wie viel Zeit wir zur Verfügung haben. Wenn wir mehr Zeit brauchen, zahle ich – das ist die Büro-Realität. In einer erste Entwurfsphase versuchen wir auszuloten, wohin es gehen könnte – ohne sich Grenzen zu setzen; auch für den Papierkorb. Aber nur auf Skizzenbasis, nicht mit dem Computer. Meine Erfahrung mit Studierenden ist erstaunlich: Visuell frei oder gar chaotisch sein kann beinahe niemand. Das dauert keine Woche, aber wir probieren immer, uns Freiraum zu schaffen, um sich die verschiedenen Möglichkeiten überlegen zu können. Darauf geht es wieder sehr pragmatisch zu und her. Obwohl man alles hundertmal permutieren kann, muss man sich einfach einmal entscheiden. Dann kommt die Präsentation. Das Verkaufen ist auch ein Teil davon. Es gibt Grafiker die schöne Sachen machen, diese aber nicht verkaufen können. Dem Kunden eine Arbeit erklären bis er versteht und akzeptiert, ist auch ein kreativer Teil unserer Arbeit.
Das wäre in diesem Zusammenhang Ihre Definition von verkaufen: Jemandem etwas so erklären, dass er es akzeptiert?
Ja. Wobei, wenn ein Kunde zu uns kommt, weiss er, wie wir arbeiten. Er kennt unsere Referenzen, weiss wie unsere Arbeit ausschaut. Einen guten Kunden muss man eigentlich nicht überzeugen – wenn man sorgfältig arbeitet. Heutzutage gibt es leider nicht mehr so viele gute Kunden.
Wie kommen Sie konkret zu Ideen?
Im Schlaf kaum! Einerseits habe ich in meinen 45 Jahren Berufserfahrung viel gesehen, das gibt mit ein Reservoir, auf welches ich zurückgreifen kann. Es ist wie in der Chemie: Man nimmt die Teile auseinander und setzt sie neu zusammen. Dadurch entsteht ein neues Gebilde, welches allenfalls neu funktioniert! Andererseits ist es die Lust, etwas Neues zu machen, zu hirnen und abzuwägen. Die Lust am Machen bringt einem auch Ideen. Die kann man bereits am Telefon haben, wenn man den Auftrag entgegennimmt. Umgekehrt weiss man vielleicht auch einen Monat später noch nicht, was man machen will. Das passiert auch mir.
Wovon hängt das ab?
Es hängt sehr von der eigenen Befindlichkeit ab. Es gibt natürlich auch Zeiten, in denen man müde ist oder weniger Power hat.
Gibt es überhaupt noch Freiräume zur Innovation neuer eigenständiger Ideen?
Es gibt beinahe alles. Beinahe. Wenn sie Zeichen machen und denken, sie haben etwas erfunden, müssen sie einfach das nächste japanische Buch anschauen und finden es dreimal! Umgekehrt finde ich das mit der Chemie einen guten Vergleich. Es gibt auch bei uns immer wieder neue Kombinationen. In der jeweiligen Umgebung kann etwas neu sein.
Welche Rolle spielt bei Ihnen der Kunde? Welches Mitspracherecht räumen Sie ihm ein?
Als zahlender Auftraggeber hat er natürlich ein hundertprozentiges Mitspracherecht. Ich persönlich bin sehr daran interessiert, dass Kunden mitreden. Vor allem ganz zu Beginn, oder wenn sie irgendetwas neues brauchen. Es gibt viele Firmen, die meinen, sie hätten etwas, obwohl sie es eigentlich noch gar nicht haben. Wenn es aber um Entscheidungen formaler Art geht, probieren wir, eine Lösung zu präsentieren, welche er akzeptieren soll.
Und macht er das?
In der Regel schon. Es gibt auch Fälle in denen man gezwungenermassen zwei Varianten machen muss – natürlich keine total verschiedenen, aber zum Beispiel finanziell unterschiedlich aufwändige. Natürlich haben wir auch schon Probleme neu angehen müssen – dann hat der Kunde aber vielleicht gute Gründe. In solchen Fällen muss man selbst etwas zurücktreten, auch wenn man die Arbeit sauschön findet und ausserdem noch funktionieren würde.
Gestalten scheint mir ein zeitlich schwer berechenbarer Vorgang. Eine Idee kann endlos weiterentwickelt werden. Wie merken Sie, wann es Zeit ist, eine Arbeit abzuschliessen?
Wenn das Geld ausgeht! Das ist die pragmatische Seite. Eine andere Überlegung gibt es höchstens aus einer persönlichen Vernunft heraus: Dass man sich einmal entscheiden muss. Ich sage den Gestaltern immer, sie sollen es so gut machen wie sie können und es dann abklemmen – mit dem Risiko, dass es noch irgendwo eine Spur hätte verbessert werden können. Alles was für den Kunden zu spät kommt ist unbrauchbar. Ich gehe lieber zur nächsten Arbeit und versuche, es dort besser zu machen.
Wie können Sie die Länge eines gestalterischen Prozesses im Voraus abschätzen und planen?
Das ist heikel. Durch die Erfahrung vermutlich. Dann hängt es auch vom Umfang der Arbeit ab. Ausserdem hat die Industrie finanzielle Vorstellungen. Es gibt Tarife, wie viel man für ein Logo oder eine Broschüre zahlt. Wenn der Kunde einen Monat bezahlt, der Gestalter aber zwei Monate daran arbeitet, hat jemand einen Fehler gemacht.
Arbeiten sie denn immer kostendeckend?
Nein. Aber es ist das Ziel. Es kommt immer wieder vor, dass wir für einen Auftrag mehr Zeit brauchen bis es so ist, wie wir es gut finden. Wir probieren, das rechtzeitig zu erkennen. Das Sekretariat kontrolliert unseren Stundenaufwand. Ausserdem machen wir pro Jahr zwei, drei sozialorientierte Arbeiten auf kultureller Ebene, z.B. einen gratis Prospekt für eine lokale Ausstellung. Wettbewerbe bringen auch kein Geld.
Finden Sie, dass Sie effizient arbeiten?
Ich schon. Aber in einer Gruppe sind nicht immer alle gleich motiviert und gleich produktiv. Damit muss man leben und umgehen lernen. Im Grossen sind wir effizient, sonst könnten wir nicht überleben.
Sind Sie selber immer motiviert?
Nein, natürlich nicht. Aber im Grunde genommen ist das das Leben. Ich würde sagen, wenn es einem einmal stinkt, ist das eine Ermüdung. Wir akzeptieren keine Aufträge, die wir aus ethischen Gründen nicht bearbeiten würden oder wir wissen, dass es sich um einen schwierigen Kunden handelt. Wir haben das Glück, dass unsere Kunden alle sehr anständig sind. Das ist bereits eine gute Voraussetzung.
In welchen Momenten stinkt es Ihnen denn? Kann man das benennen?
Ja. Administrative Aufgaben, die sich jeden Monat wiederholen. Arbeiten, die ich als Chef einfach machen muss. Die finde ich nicht besonders attraktiv, aber notwendig.
Was sind Ihre grössten Probleme und Schwierigkeiten im gestalterischen Prozess?
Wenn wir an unsere Grenzen stossen. Wenn wir keine interessante Lösung finden. Wenn es halt nicht ‘Klick’ macht. Wenn wir unserem Anspruch an ästhetische Qualität einfach nicht genügen. Das drückt auch auf die Stimmung. Alle wissen: Es ist wunderbar mittelmässig! Das ist das Stichwort: Gestaltung ist Kampf gegen die Mittelmässigkeit.
Wie oft passiert das?
Ich führe kein Tagebuch über meine Designdepressionen. Das wiederholt sich eigentlich nicht viel.
Der Gestaltungsprozess ist ein Wechselspiel zwischen dem Schaffen einer Vielfalt und der Reduktion derselben. Entscheidungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Haben Sie jemals Probleme, gestalterische Entscheide zu treffen?
Nein. Da bin ich ein alter Macho.
Was hilft Ihnen dabei?
Ich habe Erfahrung – eine lebendige Welt in meinem Kopf. Dann habe ich den Druck, dass es fertig werden muss. Es gibt immer einen Termin, und dann müssen Sie sich entscheiden.
Der Druck selber gibt Ihnen aber noch nicht unbedingt Entscheidungshilfen, er beschleunigt die Entscheidungsfindung höchstens.
Was wollen Sie denn machen? Man muss einfach entscheiden. Wer länger im Business ist, hat diese Erfahrung. Wir Alten haben viel gesehen, gelesen, durch viele Bücher geblättert. Dann hat man natürlich auch Vergleichsmöglichkeiten. Die Kenntnis der Szene hilft auch, leichter zu entscheiden.
Was sind nennbare Qualitätskriterien, nach welchen Sie Gestaltung beurteilen?
Kriterium Nummer eins ist die Lesbarkeit – egal ob es sich um Text oder Bild handelt. Die Leute müssen unserer ‘Werke’ verstehen können. Dann muss es ästhetisch befriedigend sein – ‘schön’ tönt immer so blöd. Ein Genuss. Es kann charmant sein. Es darf durchaus auch einen Unterhaltungswert haben. Es dürfte sogar Humor haben – das ist leider an wenigen Orten zu finden. Vielleicht, um den formalen Bereich noch abzuschliessen: interessant, dass man es gerne betrachtet, dass es angenehm ist.
Finden Sie Ihre Arbeiten gut?
Das müssen Sie jemanden anderen fragen.
Ich möchte aber gerne eine Selbsteinschätzung.
Ich habe viele Preise bekommen und die bekommt man, wenn man gute Arbeit macht.
Bei Preisen handelt es sich aber auch um eine Fremdeinschätzung.
Ich mache wenig ganz alleine. Aber wie ich mit meinen Leuten arbeite, gehören wir zu den besseren Designstudios. Ich würde sagen, dass wir in unserem Arbeitsbereich gut, kompetent und nützlich sind.
Gibt es eine Arbeit, die Sie besonders mögen?
Natürlich die Signaletik des Flughafens. Auch das PTT-Erscheinungsbild vor der Trennung. Dann einige ältere Sachen. Es gibt einige Plakate für das Opernhaus… In den siebziger Jahren hatten wir jedes Jahr ein oder zwei prämierte Plakate. Da war ich auch noch in der Jury – und musste immer austreten.
Zweifeln Sie jemals an sich selber als Gestalter oder an Ihrer Arbeit?
Das darf man nicht. Und es wäre mir auch noch nie in den Sinn gekommen. Da müssten schon von aussen Einwände kommen. Freunde, Kollegen würden mir sicher sagen, wenn ich widerliche Sachen rauslassen würde. Sie sagen Ihrem Freund sicher auch, wenn er den Hosenschlitz offen hat.
Woher haben Sie denn diese gestalterische Selbstsicherheit?
Von J. Müller-Brockmann und Paul Rand – meinen visuellen Vätern.
Gibt es zeitlose Gestaltung?
Ich würde sagen, es gibt gewisse einfache Gestaltungen, die weniger den Zeitgeist oder Zeitmode reflektieren. Ob sie zeitlos sind kann man in einem Zeitraum von hundert Jahren abschätzen. Man kommt immer mit Mode in Berührung. Die Konstruktivisten der ‘Neuen Grafik’ meinten auch, zeitlose Gestaltung zu machen – man sieht diesen Sachen ihr Alter trotzdem an. Ihre Zeit ist vergangen.
Demnach kann Grafik losgelöst von Mode und Zeitgeist nicht funktionieren?
Ich glaube nicht. Sie steht einfach in engerer oder weiterer Verbindung mit diesem Zeitgeist. Die Signaletik des Flughafens Zürich-Kloten ist jetzt seit 25 Jahren gleich. Diese Kontinuität ist auch eine Qualität. Stur. Da bin ich wirklich ganz vergiftet und so werde ich auch wahrgenommen.
Wie gehen Sie mit Trends um?
Wenn es mir gefällt… Carson war bei mir Student. In endlosen Diskussionen kamen wir immer zum Punkt, dass man seine Arbeiten nicht lesen kann, sie jedoch schön sein können! Wie Schwitters Dada-Collagen. Er reflektierte ein Zeitgefühl. Wenn das für die Jungen funktioniert und sie es lesen – vielleicht lesen sie es gar nicht – finde ich es interessant und anregend. Wir können diese Beispiele für unsere Arbeit nicht direkt verwenden. Aber es gibt Ideen. Trends sind solange gut, als sie einem nicht auf den Geist gehen.
Was sind die Hauptfunktionen von Gestaltung, Grafik im Besonderen?
In der Kommunikation Ordnung herzustellen. Es ist immer das Gleiche: Kommunikation lesbar, ästhetisch, harmonisch und freundlich zu machen. Kommunizieren, Messages auf gute Art von ‘A’ nach ‘B’ bringen.
Sollte Gestaltung selbsterklärend sein?
Konsumenten urteilen eher über das Gefühl: Verstehen sie es, verstehen sie es nicht? Dann sind sie hässig oder nicht. Der ganze Rest ist eine Frage des Gefallens. Wenn etwas ordentlich und sorgfältig gestaltet ist, merken das die Leute. Ich glaube, Leute schätzen gestaltete Sachen, weil sie interessanter daherkommen.
Was verstehen Konsumenten überhaupt von Gestaltung?
Ich denke, sie spüren, was harmonisch ist. Auch wenn sie kein theoretisches Wissen über harmonische Phänomene haben, stellen sie im täglichen Leben Unterschiede fest, sehen gelegentlich schöne Häuser und Autos und betrachten die Zeitung. Was ist für die Leute schön? Ein blankgeputztes, frisch renoviertes Dampfschiff, ist für Leute schön. Max Bills Figuren an der Bahnhofstrasse sind auch schön…
Deckt sich die Vorstellung der Gestaltenden von guter Gestaltung mit der des Publikums?
Nein. Der Gestalter hat eine spezialisierte Ausbildung. Er hat diesen Motor in sich, dass er gestalten will. Er entwickelt ein Gefühl dafür. Ausserdem hat er je nach dem auch historische Kenntnisse. Design- und Kunstgeschichte sollten in unseren Schulen noch viel mehr gefördert werden.
Das ist auch ein Gegensatz. Sollte der Gestalter das Publikum nicht ansprechen – etwas machen, das ihm gefällt?
Was dem Publikum gefällt, ist ein ganz heikles Thema. Aber grundsätzlich sind wir als Fachleute ausgebildet. Wie der Metzger beispielsweise auch ein Fachmann ist. Sie können ein Kaninchen umbringen. Aber der Metzger metzget ein Kaninchen. Das ist der Unterschied. Das ist bei uns ähnlich. Wir haben einen Beruf mit einer guten Ausbildung, das macht uns speziell – wie der Metzger auch speziell ist.
Ich würde sagen, dass wir unsere Fähigkeiten und unsere Qualität durchsetzen müssen und nicht das Diktat einer Befragung. Das mag im Marketingbereich Erfolg haben, hat aber noch niemand bewiesen. Machen wir das, was wir gut finden! Mit der Kenntnis der Aufgabenstellung des Kunden.
Ist das auch eine Erziehung des Publikums?
Natürlich. Was machen unsere Mediziner denn anderes, als uns zu erziehen, damit wir vernünftig leben? Uns fällt es doch auch nicht ein, die Ratschläge eines Arztes einfach in den Wind zu schlagen!
Gibt es irgendeine Frage oder ein Thema, das Sie als Gestalter stark beschäftigt und ich nicht angeschnitten habe?
Etwas, das mich zunehmend beschäftigt, ist die soziale Verantwortung des Gestalters. Sozial im ästhetischen und pragmatischen Sinn. Dass wir nicht primär für uns arbeiten, sondern eigentlich doch für die Leute. Und dass wir unsere Arbeit in Relation zu einem besseren Leben in der Öffentlichkeit wahrnehmen sollten – bei uns mit der gesamten Signaletik. Oft wird es abschätzig als einfache Typografie abgetan. Das mag schlussendlich schon einfach daherkommen, aber sie ist unheimlich nützlich und auch noch schön anzuschauen. Irgendein Deutscher hat gesagt: "Typografie ist die Kunst, die sich nützlich macht." Das interessiert mich eigentlich: Minimalästhetik, soziale Bezüge zu unserer Arbeit, nützlich sein.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
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© David Clavadetscher, 2003.